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Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung vs. Mieterstrom: Vor- und Nachteile im Vergleich

Veröffentlicht

5.11.2024

Autor

Louisa Knoll

Um auch Mietern von Mehrfamilienhäusern die Nutzung von Solarstrom zu ermöglichen, gibt es zwei innovative Modelle: Mieterstrom und die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung.  Beide Modelle haben drei zentrale Gemeinsamkeiten: Der auf dem Dach erzeugte PV-Strom wird direkt an die Bewohner des Mehrfamilienhauses verteilt, sie fördern den Eigenverbrauch von Solarstrom und tragen entscheidend zur Energiewende bei.

Während Mieterstrom bereits seit 2017 gefördert wird, ist die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung Teil des erst kürzlich in Kraft getretenen Solarpakets I und somit noch neu. Ziel dieses neuen Konzepts ist es, bürokratische Hürden für Solaranlagenbetreiber abzubauen und so den Ausbau erneuerbarer Energien weiter zu beschleunigen. Durch vereinfachte Prozesse soll die Attraktivität der dezentralen Energieversorgung durch PV-Anlagen auf dem eigenen Hausdach für Betreiber gesteigert werden.

Aber wie unterscheiden sich diese Energielösungen konkret voneinander? Welche Vor- und Nachteile gibt es, und ist eines der Modelle dem anderen überlegen? Wir haben alle relevanten Aspekte für dich zusammengefasst und erklären dir, welchen Standpunkt wir von metergrid zu den beiden Solarmodellen im Vergleich vertreten.

Eine Alternative? Warum die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung zusätzlich zum Mieterstrom eingeführt wurde:

Die Dächer von Mehrfamilienhäusern bieten in Deutschland ein enormes Potenzial für den Ausbau erneuerbarer Energien. Dennoch werden sie bei der Installation von Photovoltaikanlagen bislang kaum genutzt. Während Einfamilienhäuser und Freiflächen bereits in größerem Umfang mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet sind, hinken gemeinschaftliche Wohnhäuser aktuell deutlich hinterher. "Derzeit haben wir lediglich eine Photovoltaik-Abdeckung von 0,5 % auf diesen Gebäuden, was ein enormes ungenutztes Potenzial darstellt. Ohne eine deutliche Steigerung – das muss man so deutlich sagen – werden wir unsere CO₂-Reduktionsziele im Gebäudesektor nicht erreichen können." erklärt Julian Schulz, Co-Gründer von metergrid im “The smarter E” - Podcast

Ein Hauptgrund für die Entwicklung neuer Modelle wie der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung sind die komplexen Regelungen zum Mieterstrom. Wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, erschweren bürokratische Hürden die Umsetzung von PV-Projekten auf Mehrfamilienhäusern. Das Konzept der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung verspricht nun vereinfachte Verwaltungsverfahren und soll als Alternative zum Mieterstrom fungieren.  

Mieterstrom und gemeinschaftliche Gebäudeversorgung: Ein direkter Vergleich

Mieterstrommodell: Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung:
• Es gilt ein zusätzlicher Zuschlag für Mieterstrom - auch für Gewerbe. • Es gibt keine zusätzliche staatliche Förderung.
• Der Anlagenbetreiber agiert als Strom-Vollversorger und hat somit gesetzlich die Rechte und Pflichten eines Energielieferanten. • Der Betreiber übernimmt nur eine Teillieferung des Stroms und hat keine Lieferantenpflichten.
• Der Mieterstromvertrag beinhaltet auch die Reststrombelieferung - es sind keine separaten Stromverträge notwendig. • Die Mieter schließen einen Gebäudestromnutzungsvertrag für den Solarstrom ab und beziehen den Reststrom aus ihren laufenden Stromverträgen bzw. schließen hierfür einen neuen separaten Vertrag ab.
• Auch bei der Abrechnung gelten für den Anlagenbetreiber die Pflichten eines Energielieferanten im Sinne des EnWG. • Betreiber sind nicht verpflichtet, eine vollständige Energieabrechnung gemäß EnWG zu liefern; eine vereinfachte Abrechnung ist erlaubt.

Das sagen wir von metergrid

Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung vs. Mieterstrom - Administrative Vereinfachung vs. Steigerung der Wirtschaftlichkeit

Wir finden - beide Modelle haben ihre Berechtigung. Beim Mieterstrommodell übernimmt der Vermieter oder die Immobiliengesellschaft die Rolle des Vollversorgers. Der Vorteil dieses Modells liegt darin, dass der Vermieter lediglich eine zentrale Grundgebühr für den Hauptzähler entrichtet, die er auf die Mieter umlegen kann. Dies führt in der Regel zu einer besseren Wirtschaftlichkeit, allerdings sind die Anforderungen beim Energieeinkauf höher.

Im gemeinschaftlichen Gebäudeversorgungsmodell hingegen liefert der Vermieter ausschließlich den durch Photovoltaik erzeugten Strom. Hier entfällt der Bedarf, zusätzlichen Strom einzukaufen, was einen administrativen Vorteil bietet. Allerdings kann der Vermieter die Grundgebühr nicht mehr auf die Mieter umlegen, was die Wirtschaftlichkeit dieses Modells mindert.

Insgesamt erweist sich das Mieterstrommodell als wirtschaftlich vorteilhafter. Zusätzlich profitieren Vermieter hierbei von einem zusätzlichen Mieterstromzuschlag. Dieser gilt übrigens auch für Gewerbe. 

Komplexe Messkonzepte erschweren die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung

Mieterstrom hat für uns neben der besseren Wirtschaftlichkeit aus mehreren Gründen klare Vorteile gegenüber der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung. Während letzteres Modell für den Gewerbebereich durchaus attraktiv sein kann, wird es im Wohnbereich durch beispielsweise hohe Messtechnikkosten erschwert. Denn ein zentrales Problem bei der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung sind die extrem komplexen Messkonzepte. Hier müssen die Erzeugung und der Verbrauch jedes einzelnen Teilnehmers viertelstündlich erfasst und präzise abgerechnet werden – ein aufwendiger Prozess, der in der Praxis oft noch nicht richtig umzusetzen ist. „Nur weil etwas in Behördenstuben entschieden wird, bedeutet das nicht, dass es direkt zu einem Rollout in der Praxis kommt.“ betont Julian Schulz. 

Es gibt bereits Lösungen, die diese technischen Hürden überwinden – metergrid ist eine davon. Mit metergrid und unseren Partnern lassen sich theoretisch sowohl das Mieterstrommodell als auch die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung umsetzen. „Unsere Lösung ist bereit, aber viele Netzbetreiber verfügen noch nicht über die notwendige Infrastruktur, um solche Messkonzepte abzunehmen. Das bedeutet, dass diese Messkonzepte in der Regel abgelehnt werden und aktuell nicht umsetzbar sind,“ erklärt Julian die Herausforderungen der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung.

Im Gegensatz dazu gibt es beim Mieterstrom bereits zahlreiche erfolgreich realisierte Projekte, die die hohe Erfolgsrate und Praxistauglichkeit dieses Modells unter Beweis stellen. Dennoch sieht der Visionär hinter metergrid auch in der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung eine große Chance: „Wir wissen, dass viele Netzbetreiber mit den neuen Modellen noch überfordert sind. Ihre Systeme, wie etwa SAP, sind oft noch nicht entsprechend angepasst, was Zeit benötigt. Wir würden gerne Pilotprojekte umsetzen und laden Netzbetreiber herzlich ein, auf uns zuzukommen”.

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