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Bewertung von Mieterstromprojekten im Rahmen der EU-Taxonomie und der CSRD

Veröffentlicht

6.12.2024

Autor

Louisa Knoll

Mieterstrom ist ein Energiekonzept, bei dem lokal erzeugter Solarstrom direkt an die Mieter eines Gebäudes geliefert wird, ohne den öffentlichen Strommarkt zu durchlaufen. Die Energie stammt meist aus Photovoltaikanlagen (PV) auf dem Dach der Immobilie und wird vor Ort verbraucht. Überschüssiger Strom kann ins Netz eingespeist werden, während bei Bedarf zusätzlicher Strom aus dem Netz bezogen wird. Dieses Modell trägt nicht nur zur Energiewende bei, sondern ermöglicht auch eine nachhaltige, kostengünstige Energieversorgung für Mieter von Mehrfamilienhäusern und reduziert gleichzeitig die CO2-Intensität des Betriebs von Immobilien.

Im Kontext der EU-Taxonomie und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) nimmt Mieterstrom eine Schlüsselrolle ein, da er ökologische und soziale Nachhaltigkeitsziele fördert und gleichzeitig regulatorische Anforderungen erfüllt. Die Relevanz des Themas für die Immobilienbranche ist in den letzten Jahren stark gestiegen, insbesondere durch die Einführung der EU-Taxonomie und die CSRD. Diese Richtlinie betrifft schrittweise verschiedene Unternehmensgruppen. Dazu gehören Kapitalgesellschaften und haftungsbeschränkte Personenhandelsgesellschaften, die mindestens zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: mehr als 250 Mitarbeiter, mehr als 40 Millionen Euro Umsatz oder mehr als 20 Millionen Euro Bilanzsumme. Kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind ebenfalls betroffen, können die Anwendung der CSRD jedoch bis 2028 aufschieben. Der Zeitplan für die Einführung sieht vor, dass ab dem 1. Januar 2024 Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitern verpflichtet sind. Ab dem 1. Januar 2025 folgen alle anderen großen Unternehmen, während kapitalmarktorientierte KMU ab dem 1. Januar 2026 betroffen sind, mit der Möglichkeit, die Anwendung bis 2028 zu verschieben. 

Mieterstromprojekte bieten dabei nicht nur eine Möglichkeit zur Erfüllung dieser regulatorischen Anforderungen, sondern fördern aktiv die Dekarbonisierung des Gebäudesektors und verbessern die CO2-Bilanz von Immobilienportfolios. Nachfolgend werden die Kriterien und Vorteile der Bewertung von Mieterstromprojekten im Rahmen dieser Regelwerke näher beleuchtet.

EU-Taxonomie: Warum Mieterstrom die grüne Klassifikation verdient

Die EU-Taxonomie ist ein Klassifizierungssystem, das nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten definiert. Es hilft Unternehmen, Investoren und Regulierungsbehörden dabei, zu bewerten, ob Projekte und Investitionen umweltfreundlich sind. Für Mieterstromprojekte sind folgende Kriterien besonders relevant:

  1. Wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz

Mieterstromprojekte fördern die Nutzung erneuerbarer Energien und reduzieren die CO₂-Emissionen, indem fossile Energiequellen ersetzt werden. Insbesondere bei Neubauten und Sanierungen können PV-Anlagen dazu beitragen, den Primärenergiebedarf zu senken und gesetzliche Effizienzanforderungen zu übertreffen.

  1. Do-No-Significant-Harm-Prinzip

Neben dem Klimaschutz dürfen Projekte keine erheblichen negativen Auswirkungen auf andere Umweltziele haben. Für Mieterstrom bedeutet dies:

  • Nachhaltige Materialwahl: Verwendung recyclebarer oder umweltschonender Materialien, unter Berücksichtigung der Lieferketten. Insbesondere bei Photovoltaik-Modulen wird geprüft, wie "sauber" die Lieferketten hinsichtlich Umwelt- und Sozialstandards sind, im Einklang mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und der geplanten Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD).
  • Minimierung von Schadstoffen: Reduktion von Emissionen bei der Installation und im Betrieb.
  • Wasserschutz: Kein übermäßiger Verbrauch oder Verschmutzung von Wasserressourcen.

  1. Technische Standards und Energieeffizienz

Die EU-Taxonomie verlangt, dass Neubauten energieeffizienter als nationale Standards sind. Mieterstrom kann dazu beitragen, diese Anforderungen zu erfüllen, indem er die Energieeffizienz von Gebäuden steigert und den Einsatz von fossiler Energie minimiert.

  1. Einhaltung des Mindestschutzes

Die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen und klarer Sicherheitsvorkehrungen ist ein weiteres zentrales Kriterium der EU-Taxonomie. Mieterstromprojekte können nur dann als nachhaltig eingestuft werden, wenn sie soziale Standards einhalten und umsetzen, wie etwa: Faire Bezahlung und sichere Arbeitsbedingungen für alle beteiligten Akteure z.B. durch Berücksichtigung von Gesundheit und Sicherheit bei der Installation und Wartung von PV-Anlagen. Ebenso wichtig ist der frühzeitige Einbezug der Mieter als betroffene Stakeholdergruppe, um Transparenz zu gewährleisten und ihre Bedürfnisse und Bedenken in die Planung und Umsetzung von Mieterstromprojekten einzubeziehen.

CSRD-Standards: So wird Mieterstrom zum ESG-Boost für Unternehmen

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erweitert die Berichtspflichten europäischer Unternehmen in Bezug auf Umwelt, Soziales und Governance (ESG). ESG steht für Environmental, Social, Governance und bezeichnet Kriterien, die Unternehmen helfen, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu messen. Die CSRD ist Teil des Green Deals der EU-Kommission, der darauf abzielt, die europäische Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten. In Deutschland ist die vollständige Umsetzung der Richtlinie nach aktuellem Stand noch nicht abgeschlossen. Mieterstromprojekte können hierbei eine Schlüsselrolle spielen:

  1. Umweltbezogene Offenlegungspflichten

Unternehmen müssen darlegen, wie sie Energieverbrauch und CO₂-Emissionen reduzieren. Mieterstromprojekte bieten konkrete Maßnahmen, um diese Anforderungen zu erfüllen:

  • Reduktion des Energieverbrauchs: Lokale Stromerzeugung verringert Übertragungsverluste und trägt dadurch zur Reduzierung der indirekten Emissionen bei, die unter Scope 2 des GHG-Protokolls fallen.
  • Erhöhung der Energieeffizienz: Mieter nutzen direkt vor Ort erzeugte Energie, wodurch weniger externe Energiequellen nötig sind. Dies reduziert ebenfalls die Scope-3-Emissionen, die durch den Bezug und die Bereitstellung externer Energie entstehen.

Mieterstromprojekte ermöglichen somit eine deutliche Optimierung der CO₂-Bilanz durch die Verringerung indirekter Emissionen und leisten einen Beitrag zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele.

  1. Soziale Verantwortung

Mieterstromprojekte bieten sozialverträgliche Vorteile, wie:

  • Bezahlbare Energie: Mieter profitieren von günstigeren Strompreisen.
  • Nachhaltigkeitsbewusstsein: Die direkte Nutzung erneuerbarer Energien stärkt das Umweltbewusstsein, da Mieter die Solaranlage auf dem Dach ihres Gebäudes sehen und unmittelbar erfahren können, wie vor Ort sauberer Strom erzeugt wird. Dies macht die Vorteile erneuerbarer Energien greifbarer und weniger abstrakt.
  • Integration: Mieter in Mehrfamilienhäusern haben die Chance, durch den direkten Verbrauch lokal erzeugten Solarstroms ein aktiver Teil der Energiewende zu sein und unmittelbar von den Vorteilen einer dezentralen Energieversorgung zu profitieren.

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Mit der Mieter-App von metergrid wird der soziale Aspekt von Mieterstrom auf eine neue Ebene gehoben. Die App gewährleistet maximale Inklusion, indem sie allen Mietern volle Transparenz über ihren Energieverbrauch bietet. Jeder Nutzer kann seinen individuellen Stromverbrauch, die damit verbundene Kostenersparnis sowie die CO₂-Einsparungen in Echtzeit einsehen. Dies stärkt nicht nur das Bewusstsein für nachhaltigen Energieverbrauch, sondern ermöglicht es Mietern, aktiv an der Energiewende teilzuhaben und ihren Beitrag zur Klimaneutralität sichtbar zu machen.

  1. Governance-Aspekte

Mieterstrommodelle fördern Innovationen, z. B. durch smarte Energiemanagementsysteme, die Verbrauch und Erzeugung optimieren. Dies stärkt die ESG-Bewertung eines Unternehmens und positioniert es als Vorreiter für nachhaltige Energielösungen.

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Geschäftliche Vorteile von Mieterstrom für Unternehmen und Investoren

Die Integration von Mieterstromprojekten in die Unternehmensstrategie bietet nicht nur regulatorische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile:

  1. Zugang zu nachhaltiger Finanzierung

Viele Investoren priorisieren mittlerweile Projekte mit hohem ESG-Wert. Mieterstromprojekte erfüllen diese Anforderungen und eröffnen Unternehmen Zugang zu ESG-orientierten Finanzierungen.

  1. Steigerung des Immobilienwerts

Gebäude, die mit nachhaltigen Energiekonzepten wie Mieterstrom ausgestattet sind, gelten als zukunftssicher und attraktiv für Mieter und Investoren. Dies steigert den Marktwert und verbessert die Vermarktungschancen.

  1. Verbesserung der ESG-Bewertung

Unternehmen, die Mieterstromprojekte umsetzen, können ihre ESG-Performance verbessern. Dies führt zu einem positiven Image und stärkt die Wettbewerbsposition.


Mieterstrom – der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit und Erfolg

Mieterstromprojekte erfüllen sowohl die Anforderungen der EU-Taxonomie als auch der CSRD und tragen wesentlich zur Erreichung von ESG-Zielen bei. Sie verbinden ökologische Nachhaltigkeit mit sozialer Verantwortung und schaffen gleichzeitig geschäftliche Vorteile. Unternehmen, die auf Mieterstrom setzen, können regulatorische Anforderungen erfüllen, ihre Nachhaltigkeitsstrategie vorantreiben und sich als verantwortungsbewusste Marktakteure positionieren. Denn Mieterstrom ist nicht nur eine nachhaltige Lösung, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil in einer zunehmend klimabewussten Wirtschaft.

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